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Im Jahr 2006 ging die Entwicklung weiter aufwärts, noch zwei Züchter kamen zu uns und wollten am Zuchtprogramm mitarbeiten. Britta und ich unterstützten die Newcomer, die bis auf eine Ausnahme blutige Anfänger in der Katzenzucht waren. Wir übergaben diesen Züchter allerbestes Zuchtmaterial und halfen, wo immer wir konnten.
Im Jahr 2007 wurden 83 Katzen in das Zuchtbuch aufgenommen. Im Jahr 07 haben wir uns dazu entschlossen, den Rassenamen "German Angora" markenrechtlich schützen zu lassen. Wieder gingen wir einen sehr ungewöhnlichen Weg, aber wir wollten einfach unsere Züchter vor dem ansonsten üblichen Trittbrettfahrern schützen, der Markt ist voll mit Mischlingen verschiedenster Rassekatzen oder den "Rassekatzen ohne Papiere". Die Marke wurde am 20.7.07 angemeldet und am 12.11.07 eingetragen.
Das Jahr 2007 wurde allerdings auch zum Debakel. Da wir weiße und erstaunlicherweise auch silberne Tiere in der Zucht hatten, mussten wir im Sinne des Tierschutzgesetzes in der Zuchtordnung eine Änderung einführen, die besagt, dass dominant weiße Katzen nicht mit verdünnten, gescheckten oder silbernen Katzen angepaart werden dürfen. Für Britta und mich eine ganz selbstverständliche Regelung, die verhindern sollte, dass kranke oder gehörlose Tier geboren werden.
Allerdings nahm das eine Gruppe von Züchter als Anlass, diese Regelung zu kritisieren und nach langen und unschönen Diskussionen in einer konzertierten Aktion geschlossen aus dem GACC auszutreten. Dieser Aderlass von vier Züchtern machte uns natürlich sehr zu schaffen, was sich auch in den Zahlen der im Jahre 2008 eingetragenen Kitten deutlich bemerkbar machte. Nur 38 Katzen wurden in das Zuchtbuch eingetragen.
Aber nicht genug damit, diese Gruppe Züchter gründete eine Art Gegenbewegung und nutzte die von uns im Vertrauen auf ihre Mitarbeit übergebenen Zuchttiere, um eine eigene Rasse zu kreieren. Man behauptete nun sozusagen über Nacht, nicht mehr German Angoras zu besitzen und zu züchten, sondern "Deutsch Langhaar". Man fand sogar ein großen Verband, der diesen Wahnsinn auch noch unterstützte. So wurde aus einer Anpaarung German Angora x German Angora = Deutsch Langhaar!
Da von diesen Züchtern sogar eine internationale Anerkennung angestrebt wurde, waren sie sich auch dafür nicht zu schade: Um auf die geforderten Generationen in den Papieren zu kommen, wurden unsere GA's als "Deutsch Langhaar"-Generationen (also Reinzucht Deutsch Langhaar) übernommen. Das gipfelte sogar in dem Versuch der Fälschung der Ahnentafeln. So endete das Jahr 2007 eher unschön – wir waren sehr unglücklich und verzweifelt über diesen Vertrauensbruch. Aber die verbliebenen Züchterschaft brauchte uns und so machten wir weiter. Wenn wir auch seit diesem Ereignis niemandem mehr dieses Vertrauen entgegenbringen konnten, wie es vorher einmal gewesen war.
Im Jahr 2008 wurde mein Mann schwer krank und verstarb, so dass ich mich wenig um den Verein kümmern konnte.
Das Jahr 2009 kam und es ging wieder aufwärts. Mit 59 Katzen wurden wieder deutlich mehr Katzen ins Zuchtbuch eingetragen und es waren auch wieder Neuzüchter dazugekommen. Nach langen Vorbereitungen sollte am 04.10.09 die internationale Anerkennung der German Angora auf einer Show in Frechen stattfinden. Wir haben so intensiv darauf hingearbeitet, die gestellten Anforderungen zu erfüllen. Nach vielen Telefonaten und Mails hatten wir die geforderte Menge von Katzen beisammen, die Mitglieder haben ihre Unterstützung zugesagt, alles war bestens.
Britta und ich machten uns bereits einen Tag vorher auf den weiten Weg, um ja am Sonntag rechtzeitig am Veranstaltungsort zu sein. Wir waren mit sage und schreibe 11 Katzen angereist, ein unglaublicher logistischer Aufwand. Aber wir haben es geschafft, so wie alle anderen Mitglieder auch. Alle waren sie da und wir konnten das erste Mal eine so große Anzahl German Angoras (19 Katzen) dem Publikum zeigen. Wir waren aufgeregt und fieberten den Bewertungen entgegen.
In unserer Aufregung bemerkten wir gar nicht, wie schlecht die Organisation dieser Show war. Die Käfige waren eine Katastrophe, es waren wohl ehemals Kaninchenkäfige, für Katzen völlig ungeeignet. Die Halle selbst sehr spartanisch (und das ist sehr freundlich formuliert), abgelegen, schlecht zu erreichen. Kaum verirrte sich mal ein Zuschauer in diese unfreundlichen Räume. Es war nicht plakatiert worden und so war der mangelnde Zuschauerstrom kein Wunder. Die Bühne war nicht geschmückt, alles wirkte sehr lieblos. Alles in allem, diese Veranstaltung war dem Ereignis überhaupt nicht angemessen. Aber es kam noch schlimmer! Nachdem alle unsere Katzen von den Richtern bewertet wurden, verging eine ganze Weile, ohne das etwas passierte. Wir wurden ungeduldig, nun wollten wir doch endlich wissen, wie es um unser Vorhaben stand.
Noch lange wurde unsere Geduld auf die Probe gestellt, aber dann endlich wurde ich auf die Bühne gerufen. Ich dachte, nun werden wir endlich die erlösenden Worte hören: "Die German Angora ist anerkannt!" Aber es kam anders... Mir wurden auf der Bühne sehr viele Fragen gestellt, die ich teils gar nicht beantworten konnte, teils auch darauf zielten, mich und den GACC bloßzustellen. Es ähnelte mehr einem Tribunal als einer sachlichen Diskussion. Es wurde von den Richtern bemängelt, dass unser Standard nicht überarbeitet worden wäre, was aber die Aufgabe der beteiligten Richter gewesen wäre. Dann wieder war das in unserem Genpool vorhandene Pointgen1 schuld, warum das Gremium die Anerkennung nicht aussprechen konnte. Ich war so überrumpelt vom Verhalten der Richter, dass mir die Worte fehlten. Auch das anschließende wirklich wunderschöne Bild, als alle GA's gleichzeitig auf der Bühne auftraten, konnte mich nicht mehr trösten. Kaum zurück an den Käfigen, brachen sich die aufgestauten Gefühle Bahn, wir lagen ins weinend in den Armen, niemand hatte mehr die Kraft, sie zurückzuhalten. So war dann alle letzlich alle Mühe umsonst gewesen. So verging das Jahr 2009 und hatte kein wirklich schönes Ende.
Der Neustart 2010 sollte nun endlich wieder Ruhe in den Verein bringen, wir wollten uns so gern auf das Wesentliche konzentrieren, die Katzenzucht. Die ständigen Anfeindungen, die Versuche, auf unlautere Art Mitglieder abzuwerben, die Infiltration mit der Absicht, Interna über den GACC zu bekommen, das ständige Misstrauen, wem man ein Zuchttier anvertrauen konnte und wem besser nicht, alles das musste dringend ein Ende haben. So wurde es ruhig um die German Angora im Jahre 2010, wir konzentrierten uns auf die Zucht und fingen an, organisatorische Veränderungen in die Tat umzusetzen.
So wurde z. B. die Pflicht zur Vorstellung aller Foundation-Katzen in der Geschäftstelle eingeführt. Dort wurden die Katzen vom Zuchtwart nach einem Punktesystem bewertet, und wenn die vorgestellten Tiere die Mindestpunktzahl erreichten, wurden sie in das Zuchtbuch aufgenommen. Das war eine wichtige Maßnahme zur Qualitätssicherung. Auch die Gesundheit der GA sollte durch genetische Vorsorgeuntersuchungen besser kontrolliert werden. Die meisten Züchter folgten diesem Aufruf. Schön war es zu sehen, dass mittlerweile viele unserer Ahnentafeln bis zur 4. Generation gefüllt sind, was ja bei einem solchen Unternehmen immer das Ziel ist.
Nichtsdestotrotz setzen wir noch immer Foundation-Katzen ein, denn wir möchten durch diese frei geborenen Katzen verhindern, das die German Angora zu wenig Vielfalt in ihrem Genpool hat. Gerade diese Katzen prägen sehr das "Gesicht" der German Angora, auf diesen Input möchten wir auf keinen Fall verzichten.
Eine Entwicklung im Laufe des Jahres hat uns dann doch sehr überrascht: Ganz heimlich, still und leise haben die WCF (World Cat Federation) und auch die FIFe (Fédération Internationale Féline), beides große Weltorganisationen für die Katzenzucht, die halblanghaarige Hauskatze anerkannt. Und das, wo uns doch noch im Jahre 2009 deutliche gesagt wurde, es gäbe keine halblanghaarigen Hauskatzen.
Für uns bedeutet das nun folgendes: Da die Europäisch Kurzhaar die Hochzuchtrasse der kurzhaarigen Hauskatze ist, wird in Zukunft die German Angora die Hochzuchtrasse der halblanghaarigen Hauskatzen sein. Wir sehen das als Schritt in die richtige Richtung an, denn die Realität ausschließlich zu verneinen, kann nicht die richtige Taktik sein. Das haben offenbar auch die großen Zuchtverbände eingesehen.
Noch ein Meilenstein wurde im August 2010 gesetzt, die Öffnung des GACC e.V. für alle Katzenrassen. Einige unserer Züchter haben neben den GA's auch noch eine andere Katzenrasse gezüchtet und waren gezwungen, diese Rasse in einem anderen Verein zu züchten. Diesen Zustand der Doppelmitgliedschaft fanden wir nicht gut und boten allen Interessierten an, in Zukunft alle Katzenrassen (vorausgesetzt, sie kollidierten nicht mit dem "Qualzuchtparagraphen" des Tierschutzgesetzes) im GACC züchten zu können.
So ging das Jahr versöhnlich und erfolgreich zu Ende. Zehn Jahre Arbeit und Einsatz für die German-Angora-Katze und zehn Jahre Erfahrungen sammeln im Haifischbecken Katzenzucht haben sich letzlich gelohnt. Die German Angora ist auf einem guten Weg in das nächste Jahrzehnt und wird noch viele Menschen mit ihrem bezaubernden Wesen und ihrer Schönheit glücklich machen.
Seit dem 13.09.2011 läuft das Anerkennungsverfahren für die German Angora! Bis zur offiziellen Anerkennungsschau, die voraussichtlich noch in diesem Jahr stattfinden wird, steht die Rasse bei der EGCA e.V. im vorläufigen Championats Status. Das bedeutet u.a., dass unsere Katzen ab sofort in der CAC Klasse bei Internationalen Ausstellungen bewertet werden dürfen.
Ich, als Begründerin der Rasse wünsche mir nichts mehr, als dass sich auch weiterhin Menschen finden, die mit Idealismus und Sachverstand weiter an dieser einmaligen Katzenrasse arbeiten werden. Ich bin mir ganz sicher, das die GA's Eingang finden werden in den Reigen der Katzenrassen und als deutsche "Nationalkatze", ebenso wie die Maine Coon und die Norwegische Waldkatze in ihren Heimatländern, einen Platz im Herzen der Menschen haben wird.
Ich wünsche dem geneigten Leser viel Freude beim Studieren dieser Zeilen, vielleicht wird ja Ihr Interesse geweckt an der deutschen Waldkatze – der German Angora...