Inhaltsverzeichnis
Im Herbst des Jahres 2000 war ich auf der Suche nach einem Kätzchen. Bei meiner Suche stieß ich auf eine Anzeige, in der weiße langhaarige Kitten vom Bauernhof angeboten wurden. Eine weiße Katze war schon immer mein Traum, aber langhaarig... Das war schon sehr ungewöhnlich. Ich rief dort an und tatsächlich, die Kitten waren noch da. Mit meiner Freundin Britta machte ich mich auf den Weg.
Das Haus der Verkäuferin machte keinen besonders vertrauenserweckenden Eindruck. Ein vor Schmutz starrender winzig kleiner Raum, in dem die kleinen Kätzchen hockten und uns auch gleich entgegen gehüpft kamen. Noch drei Babys waren da und die Mutterkatze, die sicherlich in gepflegtem Zustand wunderschön gewesen wäre. Zwei der Babys waren weiß, ein Mädchen und ein Kater. Beide waren schmutzig und stanken ganz furchtbar, aber für mich war klar: Das weiße Mädchen ist meins! Britta, die eigentlich nur zur Unterstützung mitgekommen war, nahm das weiße Katerchen auf den Arm und wollte ihn angesichts der schrecklichen Umstände auch nicht dort lassen. Wir waren so entsetzt über die Verhältnisse, das sogar das sonst übliche handeln über den Preis verblieb.
Nach dem Bad der Kitten konnten wir zum ersten mal die Schönheit und das außergewöhnliche Aussehen der Kitten bewundern. Wir tauften sie Shiva und Romeo. Shiva hatte eine Besonderheit: Ihre Augen hatten verschiedene Farben, eines war blau und eines gelb-grün. Shiva wuchs heran und immer mehr kam ihr wirklich einmaliger Charakter zutage. Sie war eine wirklich Dame, eine Queen, die man mit Respekt behandeln musste.
Gleichzeitig war sie unglaublich souverän in ihrem Sozialverhalten, nie hatte sie mit einer anderen Katze Streit, immer war sie freundlich zu jedermann. Noch heute ist es so, dass ich Shiva mit jeder Katze vergesellschaften kann, ohne dass es zu Streitigkeiten kommt. Auch ist sie immer fröhlich und lebhaft, auch jetzt (im Alter von 9 Jahren) ist sie noch verspielt und immer zu Schabernack bereit. Eine weitere Besonderheit ist ihr Haar: Lang, seidig mit wehender Fahne am Schwanz. Trotz seiner Üppigkeit ist das Fell pflegeleicht, selbst wenn sich in Zeiten des Fellwechsels einmal Knoten bildeten, konnte (und kann) man diese leicht mit einem Kamm aus dem Fell ziehen.
Während ich so zusah, wie sich aus dem kleinen Fellball eine junge Katzendame entwickelte, wurde in mir der Wunsch wach, zu probieren, ob sich diese wunderbaren Eigenschaften auch weitervererben würden. Ich wollte für diese Experiment einen besonderen Kater und habe auch eine ganz Weile suchen müssen. Bis ich Bommel fand, einen Mischling aus Heiliger Birma und Hauskatze. Er war allerdings schlicht schwarz, hatte aber ein bezauberndes Wesen. Ihre Kitten überzeugten ebenfalls durch ein sehr liebes Wesen und ihr Aussehen war speziell, unverwechselbar.
Meine Neugierde war geweckt. Im darauffolgenden Jahr ging ich einen Schritt weiter und paarte Shiva mit einem Perserkater in blue white an. Im Sommer 2002 wurden die Kitten geboren, ein Katerchen creme und ein Mädel in blue-tortie/white. Beide sahen als Babys aus, als wären sie mit Puder überstäubt, wirklich wunderschön.
Im Jahre 2003 war mein Interesse an der Katzenzucht soweit gewachsen, dass ich mir eine BKH in blue kaufte, in der Absicht, dieses knuffigen Bärchen später zu züchten. Außerdem bekam ich einen BKH-Kater in lilac tabby, den ich aus schlechter Haltung übernahm. Der Kater hieß in seinem Stammbaum "Alfons", das fand ich ganz furchtbar und ich gab ihm den Namen Rossini. Rossini war ein unglaublich lieber und geduldiger Kater und er wurde im Frühjahr des Jahres 2004 Vater von Shivas drittem Wurf. Dieser Wurf war auch der erste unter meinem Cattery-Namen "vom Allerfeinsten". Auch diese Kitten sahen wieder so aus wie die aus den vorhergehenden Würfen.
Shivas Bruder Romeo musste leider aufgrund seines Wandertriebes kastriert werden. Wirklich schade, aber zu dieser Zeit hatte Britta keine Möglichkeit, Romeo ein Freigehege zur Verfügung zu stellen und so ging dieser Kater für die Zucht verloren. Shiva hat sich sehr schön entwickelt, ihr ehemals gelbgrünes Auge hat eine faszinierende, tiefgrüne Farbe bekommen. Allerdings blieb sie eine eher kleine Katze.
Aus dem ersten "offiziellen" Wurf von Shiva aus der Verpaarung mit Rossini bekam Britta ein wunderschönes Mädchen, Ashanti. Im Sommer 2004 zog die Kleine von Ströhen nach Wagenfeld. Britta war schon seit einiger Zeit vom "Katzenzucht-Virus" befallen und so war es nicht weiter erstaunlich, dass sie sich ebenfalls mit der Zucht dieser ungewöhnlichen Katzen beschäftigen wollte. Ashanti, die später "Isis" gerufen wurde, sollte die Stammmutter der Cattery "of mystic German Angoras" werden.
Nachdem nun Britta auch Blut geleckt hatte, machten wir uns beide Gedanken darüber, wie wir eine geregelte Zucht für unsere Katzen erreichen konnten. Zunächst dachten wir, es wäre sicher eine gute Idee, mit einem der größeren Verbände zu sprechen. Nachdem wir die ersten Gespräche mit dem Präsidenten eines Verbandes geführt hatten, wurde uns klar, dass wir mit unseren Vorstellungen in der etablierten Welt der Cat-Fancy keinen Platz hatten.
Folgerichtig kamen wir zu dem Schluss, dass es das Vernünftigste wäre, wenn wir einen speziellen Verein für die Zucht unserer Katzen gründen würden. Wir beschäftigten uns intensiver mit diesem Gedanken und erfuhren, dass man wenigsten sieben Gründungsmitglieder braucht, um einen Verein zu gründen. Da waren mein Mann Karl und ich, Britta mit ihrem Mann Marc und Sohn Mirko, aber da fehlten trotzdem noch zwei Personen. Ich kam auf die Idee, Familie Kelkenberg anzusprechen. Bei Familie Kelkenberg lebt die kurzhaarige Schwester von Ashanti mit Namen Askara. Meine Frage, ob sie sich vorstellen könnten, bei der Gründung eines Zuchtvereins mit dabei zu sein, wurde mit "ja" beantwortet. Nun hatten wir unsere Mannschaft zusammen und es konnte losgehen.
Ein Problem gab es aber doch – ich hatte so gar keine Erfahrung mit Vereinen und wenn nicht mein lieber Mann gewesen wäre, der über reichlich einschlägige Erfahrung verfügte, wäre wohl einiges in die Hose gegangen. Dank seiner Hilfe gelang es uns, eine Satzung und eine Zuchtordnung zu erarbeiten. Britta und ich stürzten uns in die Vorbereitung der Gründung. Dazu gehörte auch, einen Namen für die Katzen und für den Verein zu finden. Für unsere einmaligen Katzen sollte ein wohlklingender, internationaler und einprägsamer Name gefunden werden. Da es sich um eine deutsche Katze handelt, war der erste Teil schnell gefunden: "German". Der zweite Teil des Namens sollte sich auf die Fellstruktur und die Felllänge beziehen. Früher hießen langhaarige Katze landläufig "Angorakatzen". Daraus entstand dann der zweite Teil des Namens: "Angora". Unsere Katzen hießen ab sofort German-Angora-Katzen!
Im Jahr 2005 wurden 13 Katzen in das neu geschaffene Zuchtbuch eingetragen. Am 31.7.2005 war es dann soweit, alle Beteiligten trafen sich in einer gemütlichen Gastwirtschaft in Wagenfeld, um den 1. German Angora Cat Club g.e.V. aus der Taufe zu heben. Er wurde am 28.9.05 unter der Nummer VR 100341 in das Vereinsregister des Amtsgerichts Walsrode eingetragen.
So langsam wuchsen Britta und ich in unsere Rollen im Verein hinein, Britta wurde 2. Vorsitzende und Zuchtwartin und ich 1. Vorsitzende. Wir hatten so viel zu lernen und es nahm kein Ende. Wir machten Fehler und lernten daraus. Manche dieser Fehler verfolgen uns leider noch heute... Trotzdem schienen wir mit unseren neuen Ideen, was die Katzenzucht anging, einen Nerv getroffen zu haben. Wir wollten als wichtigstes Kriterium für die German Angora das Wesen und die Gesundheit festlegen. Unsere Kittenkäufer bestätigten uns immer wieder das unglaublich menschenbezogene Wesen unserer Katzen, daran wollten wir weiter arbeiten. Im Jahre 2006 wurden schon 43 Katzen ins Zuchtbuch eingetragen, es waren vier neue Züchter dazugekommen.
Wichtig war es uns auch von Anfang an für die Vergrößerung des Gen-Pools zu sorgen. Aus diesem Grund waren wir stets auf der Suche nach so genannten "Foundation-Katzen", das sind Katzen, die frei geboren sind, und wo man mit hoher Wahrscheinlichkeit Rasseeinkreuzungen ausschließen kann. Immer wieder waren Britta und ich unterwegs, um uns Hauskatzenwürfe anzuschauen und manchmal waren die Kitten so vielversprechend, dass wir ein Kätzchen (manchmal sogar zwei, wie bei den Geschwistern Mona Lisa und Asabi) mitnahmen und es aufzogen. Nicht immer lagen wir mit unseren Erwartungen an diese Katzen richtig. Manche entwickelten sich ganz anders als geplant. Da musste man dann nach einigen Monaten Aufzucht zu der Erkenntnis kommen, dass diese Katze nicht für die Zucht geeignet ist. Das alles war (und ist) natürlich sehr aufwendig. Aber eine neue Katzenrasse aufzubauen ist auch eine große Aufgabe.