Dominanz
Dominanz ist keine Eigenschaft. Dominanz bezeichnet eine Beziehung, in der mindestens zwei Individuen miteinander intervenieren. Diese Individuen stehen im direkten Kontakt zueinander. Dominanz geht von unten nach oben, d.h. der Rangniedrige ermöglicht es erst durch sein Hundeverhalten dem Ranghöheren, Zugang zu wichtigen Ressourcen oder anderen Interessen zu gewährleisten. Dies heißt vereinfacht, Hund A nimmt sich viele Freiheiten, während Hund B sich in seiner Freiheit einschränken lässt und dieses auch akzeptiert. Wiederum übernimmt Hund B somit einen wichtigen Part in dieser Dominanzbeziehung, da Konflikte ohne Aggressionen ausgetragen werden können. Man spricht aber erst dann von einer Dominanzbeziehung, wenn Hund A regelmäßig, also nicht nur zufällig, diese Ansprüche anmeldet und Hund B dementsprechende akzeptierende Reaktionen daraufhin zeigt.
Dominanz ist nicht nur ressourcenabhängig, sondern viele Interessen werden in diesem Kontext durchgesetzt. Beispiele hierfür sind: Bewegungskontrolle, Fixieren, Verdrängen, Entscheidungen, ob gespielt wird oder ob Körperpflege betrieben wird, gehören genauso dazu.
Formale und situative Dominanz
Man unterscheidet zwei Formen der Dominanz: die formale und die situative Dominanz. Formale Dominanz ist ein Privileg der Älteren. Elterntiere vermitteln Schutz und Geborgenheit, aber auch Lebenserfahrung. Hier sind ähnliche Konstellationen wie bei einer Eltern-Kind-Beziehung vorhanden.
Die situative Dominanz hingegen ist eine auf aktuelle Bedürfnisse ausgerichtete Dominanz, die nicht nur vom Ranghöheren gezeigt wird. Auch rangniedrige Tiere zeigen durch dominantes Hundeverhalten, wie wichtig ihnen der Zugang zu bestimmten Ressourcen, wie z.B. Futter ist. Hier bedeutet es, wer am lautesten “Hunger” schreit, bekommt auch Futter. Ranghohe Tiere können dies, ohne Verlust ihres eigenen Status, souverän hinnehmen. Diese Form der Dominanz ist unabhängig vom Alter, Geschlecht oder Rang.
Was bedeutet Dominanz für den Hundehalter?
Hundehalter sollten wie Elterntiere fungieren. Dem Hund Schutz und Sicherheit vermitteln, aber gleichzeitig auch dem Hund Möglichkeiten zur freien Entfaltung geben. Selbstständiges Erkunden der unmittelbaren Umgebung und eigenständige Erfahrungen sammeln zu lassen gehören dazu. Pflichten des Leittieres Mensch sind Gefahrenabwehr, vorrauschauendes Verhalten an den Tag zu legen und Situationen zu erkennen und zu regeln. In dieser Beziehung agiert der Mensch in der formalen Dominanz, die auf Beziehung aufbaut.
Situative Dominanz seitens des Hundes kann gegebenenfalls toleriert werden, denn nicht jedes Hundeverhalten muss ständig korrigiert, kommentiert und bewacht werden. Der Mensch sollte eine souveräne Führungsposition einnehmen. Nur wenn man als Mensch fair und situativ klar agiert, kann dieser uns auch verstehen. Denn eins sollte klar sein: ein Hund kann sich nur seiner natürlichen Veranlagung entsprechend verhalten. Menschen sind dagegen in der Lage, sich auf andere Lebewesen einzustellen. Harte Bestrafungsmaßnahmen oder Erziehung nach veralteten Dominanzschemen sollte endlich der Vergangenheit angehören.